Am 14. Februar 2025, eine Woche vor der Bundestagswahl, haben wir Klimaschutz und Klimaanpassung in den Fokus gerückt – denn diese Themen dürfen nicht in Vergessenheit geraten! Die jüngsten Ereignisse zeigen: Unsere Zukunft hängt maßgeblich davon ab, wie wir jetzt handeln. Es geht um unseren Schutz – auch hier in Coesfeld.
Extremwetter wird zur Realität
Starkregen, Überschwemmungen und Hitzewellen nehmen zu und erfordern vorausschauende Maßnahmen. Deswegen verdient es oberste Priorität bei der Gestaltung des städtischen Raumes und eine ernsthafte Auseinandersetzung bei allen Entscheidungen des Rates und der Stadt. An unseren Stationen haben wir mit verbreiteten Fehlinformationen aufgeräumt und werfen damit diese Stammtisch-Argumente symbolisch in die Tonne. Hier kannst du die Argumente noch einmal nachlesen
Den Klimawandel gibt es garnicht!
Das ist Bullshit! Der Klimawandel ist real und spürbar! Die Gletscher schmelzen weltweit (1), der Permafrost taut und setzt Treibhausgase frei (2). Der Golfstrom wird schwächer und beeinflusst unser Wetter(3). Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Hitzewellen nehmen zu (4). Der Meeresspiegel steigt jährlich und bedroht unsere Küstenregionen (5). Wissenschaftliche Studien bestätigen diese Entwicklungen und warnen vor noch größeren Schäden, wenn wir nicht handeln. Der Klimawandel betrifft uns alle, er ist nicht in der Zukunft, er ist jetzt!
Wir fordern daher:
- Emissionen konsequent reduzieren
- Tempolimit auf Autobahnen
- Tempo 30 in Innenstädten
- Superreiche besteuern
- Klimaneutralität bis 2035
Ohne Kohle und Gas haben wir nicht genug Strom. Atomenergie ist sauber.
Das ist Bullshit! Deutschland hat gezeigt, dass wir unseren Strombedarf auch ohne Kohle, Gas und Atomenergie decken können! Im Jahr 2024 kamen schon 59 % unseres Stroms aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne (6). Erneuerbare sind nicht nur klimafreundlich, sie sind auch günstiger und sicherer (7). Atomenergie produziert gefährlichen Atommüll, der noch Tausende von Jahren gelagert werden muss, und birgt das Risiko von Unfällen(8). Kohle und Gas sind die Hauptverursacher von CO₂ und Klimaschäden, die wir dringend stoppen müssen (9). Das europäische Verbundnetz ermöglicht eine sichere Stromversorgung. Stromimporte und -exporte hängen nicht nur von der eigenen Versorgung ab, sondern auch vom Preis. Deutscher Kohlestrom ist nicht konkurrenzfähig gegen Erneuerbare aus Skandinavien oder staatlich subventionierten Atomstrom. So wird in Dunkelflauten lieber importiert als fossile Reservekraftwerke hochzufahren. (10)(11)
Unsere Zukunft liegt in den Erneuerbaren – sie sind sauber, sicher und die einzig nachhaltige Lösung für unser Klima!
Wir fordern daher:
- jährlich 300.000 Menschen in Zukunftsjobs ausbilden
- regenerative Energien ausbauen
- raus aus Kohle und Gas
- runter mit den Mindestabständen für Windräder
- kein Zurück zu teurer und gefährlicher Atomkraft
- Klimaneutralität bis 2035
Früher gab‘s auch Überschwemmungen.
Das ist Bullshit!
Zwar gab es in der Vergangenheit auch Überschwemmungen, aber durch den Klimawandel haben sie an Häufigkeit, Intensität und Ausmaß zugenommen. Laut dem Weltklimarat verstärken sich extreme Wetterereignisse, einschließlich Überschwemmungen, durch den Klimawandel (12). Wärmere Luft kann mehr Wasser speichern, was zu heftigeren und häufigeren Starkregenereignissen führt (13).
Die Folgen? Zerstörte Infrastruktur, Milliardenkosten, verlorene Existenzen. Allein das Hochwasser im Ahrtal 2021 hat Schäden von über 30 Milliarden Euro verursacht, ganz zu schweigen von den Menschen, die in den Fluten ihr Leben verloren haben (14).
In der Landwirtschaft führen Überschwemmungen zu Ernteverlusten, steigenden Lebensmittelpreisen und Hungerkrisen. In Pakistan zerstörten Überschwemmungen 2022 fast die Hälfte der Reisernte (15). Und auch das Hochwasser im Juli 2021, u. a. im Ahrtal, richtete nicht nur enorme Schäden an Gebäuden und Infrastruktur an, sondern zerstörte auch viele landwirtschaftliche Flächen. Viele Landwirte meldeten Totalverluste (16).
Und das bleibt nicht ohne Folgen: Konflikte um Ressourcen und klimabedingte Migration nehmen zu. Bis 2050 könnten 216 Millionen Menschen durch den Klimawandel ihre Heimat verlieren (17).
Wir fordern daher:
- Schwammstädte
- Versickerungsflächen
- Flächenentsiegelung
- Fassaden- und Dachbegrünungen
- bundesweiter Klimaanpassungsfond
- Klimaneutralität bis 2035
Dann pflanzen wir einfach neue Bäume. Die Natur passt sich schon an.
Das ist Bullshit!
Wälder sind komplexe Ökosysteme, die über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gewachsen sind. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, speichern CO₂ und regulieren das Klima (18).
Neue Bäume zu pflanzen ist zwar wichtig, aber sie können einen alten, gewachsenen Wald nicht sofort ersetzen. Monokulturen, bei denen nur eine Baumart gepflanzt wird, sind besonders problematisch: Sie bieten weniger Lebensraum für verschiedene Arten und sind anfälliger für Schädlinge und Krankheiten (19).
Auch wenn sich die Natur an Veränderungen anpassen kann, geschieht das nicht unbegrenzt oder ohne Folgen. Klimawandel und Umweltzerstörung führen oft zu unumkehrbaren Schäden – und viele Arten haben nicht die Zeit, sich einfach „anzupassen“. Der Verlust der Biodiversität hat weitreichende Auswirkungen auf die Stabilität von Ökosystemen und die Leistungen, die sie für uns erbringen (20).
Deshalb sollten wir bestehende Wälder schützen und nachhaltig bewirtschaften, anstatt uns nur auf das Neupflanzen zu verlassen. Eine naturnahe Waldbewirtschaftung, die auf Vielfalt setzt und den Einsatz von Chemikalien minimiert, fördert die Artenvielfalt und erhöht die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber Klimaveränderungen (21).
Wir fordern daher:
- Baumbestand schützen• mehr Bäume pflanzen
- mehr begrünte Sozialräume in den Innenstädten
- keine Schottergärten
- Lebensräume schaffen
- Feuchtgebiete und Moore schützen
- Klimaneutralität bis 2035
Ist doch schön, wenn es mal warm wird. Endlich haben wir hier mal Sommer. Dann gehen die Leute halt nicht in die Sonne, Problem gelöst.
Das ist Bullshit!
Klimawandel bedeutet für uns in Deutschland nicht nur heißere Sommer. Die Folgen sind bereits spürbar: Häufigere Hitzewellen führen zu mehr hitzebedingten Todesfällen, wie schon 2003, als über 7.000 Menschen nur in Deutschland starben (22). Zudem wird Wasserknappheit immer mehr zu einem Problem, vor allem im Osten des Landes (23). Auch die Ernte leidet: 2018 gingen 16 % der Ernte durch Dürre verloren (24) Zudem begünstigt der Klimawandel die Ausbreitung von Krankheiten wie Malaria und Dengue, die hier bisher kaum ein Thema waren (25). Die steigenden Gesundheitskosten aufgrund von Hitzeschlägen und Atemwegserkrankungen werden in den kommenden Jahren enorm sein (26).
Wir fordern daher:
- verpflichtende Hitzeaktionspläne für alle Städte
- öffentliche Kühlräume
- Klimaneutralität bis 2035
Unsere Quellen
1 Hondel, Kathrin (2025): Wenn das Eis der Gletscher nicht mehr ewig ist, tagesschau: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/gletscherjahr-schmelze-100.html, abgerufen am 26.01.2025
2 ARD Alpha (2023): Permafrostböden – Taut der Dauerfrostboden, bekommt das die Welt zu spüren, ARD Alpha; abgerufen am 26.01.2025
3 Reske, Vanessa/ Witzel, Annika (2020): Was passiert, wenn der Golfstrom noch langsamer wird?, Quarks, abgerufen am 26.01.2025
4 IPCC (2021): Klimawandel 2021: Eine Zusammenfassung für alle, IPCC , abgerufen am 31.01.2025
5 Umweltbundesamt (2023): KM-I-2: Meeresspiegel, Umweltbundesamt, abgerufen am 31.01.2025
6 Bundesnetzagentur (2025), Bundesnetzagentur veröffentlicht Daten zum Strommarkt 2024; abgerufen am 09.02.2025
7 Rönsch, Robert (2024): Fraunhofer-Studie – Erneuerbare Energien: Günstiger in der Stromerzeugung als konventionelle Kraftwerke ,abgerufen am 31.01.2025
8 Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung (2023): Hochradioaktive Abfälle, abgerufen am 31.01.2025
9 United Nations: Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels, abgerufen am 31.01.2025
10 Gosejohann, Kai (2024): Deutsche zahlen Milliarden wegen Stromimport? Energieexperte zerlegt Behauptung, abgerufen am 10.02.2025
12 IPCC (2021): Klimawandel 2021: Eine Zusammenfassung für alle, IPCC, abgerufen am 31.01.2025
13 Berndorff, Jan (2024): Lokale Prognosen von Dürren und Starkregen, abgerufen am 02.02.2025
14 Bundesministerium des Inneren und für Heimat (BMI) & Bundesministerium der Finanzen (BMF) Bericht „Bericht zur Hochwasserkatastrophe 2021: Katastrophenhilfe, Wiederaufbau und Evaluierungsprozesse“.
15 Welthungerhilfe (2022): Pakistan nach der Jahrhundertflut: Hunger, Krankheiten und Obdachlosigkeit, abgerufen am 02.02.2025
16 Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2021): Schriftlicher Bericht – Hochwasserereignisse Mitte Juli 2021; abgerufen am 02.02.2025
17 BMZ (2024): Folgen des Klimawandels , abgerufen am 02.02.2024)
18 NABU (2023): Grundsatzprogramm Wald: Wälder der Zukunft: Ökosysteme für Mensch und Natur , abgerufen am 05.02.2025
19 Greenpeace (2021): Folgen der Forstwirtschaft, abgerufen am 02.02.2025
20 Leopoldina (2020): Ursachen und Folgen des Artenrückgangs; abgerufen am 02.02.2025
21 Greenpeace (2021): Folgen der Forstwirtschaft; abgerufen am 02.02.2025
22 An der Heiden, Matthias et al. (2019): Schätzung hitzebedingter Todesfälle in Deutschland zwischen 2001 und 2015, abgerufen am 02.02.2025
23 Klatt, Robert (2024): Grundwasserdürren und Co. – Wasserknappheit: Welche Regionen Deutschlands sind gefährdet?, abgerufen am 02.02.2024
24 BMEL (2023): Dürre/Trockenheit 2018; abgerufen am 02.02.2025
25 mdr (2024): Ausbreitung von Moskitos: Krankheiten wie Malaria könnten durch Klimawandel zu globalem Problem werden, abgerufen am 02.02.2024
26 Robert Koch-Institut (RKI) (2023). Auswirkungen des Klimawandels auf nichtübertragbare Erkrankungen und die psychische Gesundheit – Teil 2 des Sachstandsberichts Klimawandel und Gesundheit 2023. Journal of Health Monitoring 2023, (2), 24,